"Orientalischer Garten Schillingstadt – Integration pflanzen und wachsen lassen" (gemeinwohlorientierter Projektteil)
Stand:
21.12.2018
Kontakt:
Dr. Schürle & Schürle Landscapes GbR
E-Mail: schuerle@t-online.de
ELER-Förderung:
ja
Finanzierung:
LEADER-Zuschuss, Eigenmittel, Beteiligung der Gemeinde
Themen:
- Bildung, Beratung und Information
- Sprache
- berufliche Qualifizierung/Aus- u. Weiterbildung
- Förderung regionaler Wirtschaft
- Gesellschaft und Soziales
- Integration
- bürgerschaftliches Engagement
- Frauen
- Kunst, Kultur und Kulturerbe
Förderperiode:
Beschreibung
Zusammenfassung:
Bau eines öffentlich zugänglichen und behindertengerechten Gartens des orientalischen Typus und Bau eines Dokumentations- und Begegnungszentrums.
Ausgangssituation:
In Ahorn-Schillingstadt steht seit zwölf Jahren ein altes Bauernhaus leer. Direkt am Ortseingang und somit in prominenter innerörtlicher Lage zerfällt das Haus zunehmend. Hierdurch stellt es optisch und funktional ein erhebliches städtebauliches Problem dar. Mehrere Verkaufsverhandlungen sind bereits gescheitert und es zeigt sich für das Gebäude keine Perspektive.
Nur durch einen gemeindeeigenen Feldweg getrennt, liegt die Gartenlandschaft der Familie Dr. Schürle, ein etwa 1,5 Hektar großer, gartenarchitektonisch anspruchsvoll gestalteter Landschaftspark. Angrenzend liegt auch die aufgelassene und nur teilweise renaturierte ehemalige Hausmülldeponie von Schillingstadt.
Eine touristische Inwertsetzung des Raumes durch die Tourismusart "Gartenreise" erscheint vor dem Hintergrund einer demographisch zunehmend alternden Zielgruppe und dem allgemeinen Trend hin zu Gartenreisen erfolgversprechend.
Der gartenarchitektonische Typus des "Orientalischen Gartens" stellt ein besonderes kulturelles Highlight dar und ist in Deutschland öffentlich nur noch in Berlin vertreten.
Der Ländliche Raum ist von den Problemfeldern der demographischen Entwicklung besonders betroffen: Eine Bereicherung des kulturellen Lebens schafft Identifikation und Perspektiven.
In der unmittelbaren Umgebung von Schillingstadt leben etwa 130 Flüchtlinge in den Gemeinschaftsunterkünften Boxberg, Eubigheim und Rosenberg. Diese Menschen werden ehrenamtlich im Helferkreis Ahorn begleitet und betreut. Die Basissprachkurse sind seit mehreren Monaten abgeschlossen; seitdem fehlt es an Beschäftigungsmöglichkeiten. Die berufliche und soziale Integration ist trotz ehrenamtlicher und kommunaler Unterstützung mühsam. Grund hierfür sind die sprachlichen, organisatorischen, aber auch bürokratischen Anforderungen, die Vorraussetzung für den Einstieg in den Arbeitsmarkt sind. Gerade Frauen (insbesondere mit kleineren Kindern und der daraus resultierenden Betreuungsproblematik) haben derzeit geringe Integrationschancen in den regulären Arbeitsmarkt vor Ort.
Daher wächst seitens der Geflüchteten der Abwanderungswunsch in größere Städte, in denen verwandtschaftliche Strukturen gesucht werden und eine Arbeit im informellen Sektor in Aussicht stehen könnte.
Das Projekt soll die Begegnung und den Austausch zwischen einheimischen Bürgern und geflüchteten Personen schaffen und somit die soziale Integration und den Einstieg dieser in den Arbeitsmarkt fördern. Damit kann die Integration eine Chance für den ländlichen Raum und seine bisherigen demographischen Entwicklungen sein.
Inhalt:
Es soll ein öffentlich zugänglicher und behindertengerechter Garten des orientalischen Typus gebaut werden. Die Bepflanzung des Gartens soll so gestaltet werden, dass wertvolle Biotope für Flora und Fauna entstehen können.
Zudem soll ein Dokumentations- und Begegnungszentrum errichtet werden. Dieses wurde so geplant, dass ein beträchtlicher Anteil der Gewerke durch Eigenleistung erbracht werden kann. Zusätzlich soll auf die Ökobilanz der Anlage geachtet werden. Neben einem möglichst hohen Einsatz von recycelten Baustoffen aus dem zerfallenen Vorgängerbau soll die Co2-Bilanz optimiert werden. Hierfür soll die Beleuchtung auf LED-Technik basieren und die Heizung an eine vorhandene Biomasseheizung aus nachwachsenden Rohstoffen angeschlossen werden. Bei den eingesetzten Baumaterialien sollen bevorzugt regionale Baustoffe Verwendung finden. Beschäftigt für den Bau werden örtliche Handwerker in Zusammenarbeit mit Geflüchteten vor Ort.
Weitere Inhalte des Projektes sind:
- Entwicklung einer Kommunikationsplattform (Homepage) und einer professionellen Öffentlichkeitsarbeit für das Projekt
- Erarbeitung einer festen Dauerausstellung zum Themenkreis Flucht und Ursachen von Migration
- Anschaffung eines kleinen Maschinenparks für die Gartenanlage und den Hoch- und Galabau
- Erstellung eines Veranstaltungsprogramms für die kulturelle Arbeit im Begegnungszentrum
Ziele:
Wir wollen mit dem Projekt verschiedene Handlungsfelder der Regionalentwicklung bearbeiten und dabei neben dem Feld der sozialen Integration auch die Förderung des Tourismus und die Aufwertung des Dorfbildes durch das Kulturgut "Garten" erreichen.
Wir wollen durch den Bau eines Orientalischen Gartens und eines Dokumentations- und Begegnungszentrums einen besonderen Akzent zur gelingenden Integration von Flüchtlingen leisten. Dabei soll ein Teil der Arbeit durch Unterstützung der Flüchtlinge und Fachhandwerker in Eigenleistung erbracht werden.
Wir wollen zeigen, dass auch der Ländliche Raum und das Dorf einen wichtigen Beitrag und besondere Ideen zu dieser wichtigen Zukunftsfrage unseres Landes leisten können.
Wir wollen mit dem Archetyp des "Orientalischen Gartens" ein besonderes gartenkulturelles Highlight schaffen, das auch eine hohe touristische Anziehungskraft entwickeln soll. Vielfältige kulturelle Veranstaltungen schaffen einen besonderen Ort der Begegnung und der gegenseitigen Wertschätzung.
Wir wollen in einer didaktisch gut aufbereiteten Dauerausstellung im Dokumentations- und Begegnungszentrum Fluchtursachen aufzeigen und verständlich machen.
Wir wollen zeigen, dass der "Orient" als Wiege der Menschheitskultur in der Form des Gartens auch bei uns eine kulturelle Bereicherung darstellen kann. Dabei erfahren die Flüchtlinge die Möglichkeit der Wertschätzung und Präsentation des eigenen kulturellen Hintergrundes in der neuen Heimat.
Wir wollen die weitere touristische Profilierung der Region im Bereich der Gartenreise als neues vernetzbares touristisches Angebot vorantreiben und so einen Beitrag zur Tourismusentwicklung und zur touristischen Wertschöpfung gerade auch im Dorf leisten.
Bei den vom Projekt umfassten Flächen handelt es sich zum Teil um Landwirtschaftsflächen, aber auch um Teile einer aufgelassenen Betriebsfläche (ehemaliger Steinbruch eines Schotterwerks), die als Hausmülldeponie genutzt wurde. Es hat in diesem Bereich teilweise eine natürliche Renaturierung stattgefunden, problematisch ist jedoch weiterhin die Verschmutzung durch Müll und Abfall. Auch lagert dort oberflächig eine Menge an Bauschutt. Durch die Maßnahme wird dieser Bereich ökologisch aufgewertet (nicht Teil dieses LEADER-Antrags).
Durch einen weitgehenden Verzicht auf Herbizide und Fungizide bei der Pflege, vor allem aber durch Maßnahmen zur Verhinderung von Flächenversiegelung bei der Freiflächengestaltung, soll ein weiterer Beitrag zum Umwelt- und Naturschutz geleistet werden. Darüber hinausgehend sollen die Flüchtlinge bei dieser Arbeit eine erste Sensibilisierung im Bereich des Natur- und Umweltschutz erfahren.
Wir wollen den Geflüchteten mit geringen Sprachkenntnissen durch niedrigschwellige Arbeitsangebote im Garten- und Landschaftsbau Arbeitserfahrungen ermöglichen und einen Ort der Begegnung mit Einheimischen bei der Arbeit schaffen. Dabei wollen wir fördern, aber auch fordern.
Wir wollen eine Vernetzung von Bau- und Galabauunternehmen, Berufsschulklassen und Flüchtlingen erreichen, um so Begegnungsmöglichkeiten bei der gemeinsamen Arbeit zu fördern. Hierdurch können sich besonders Geflüchtete zunächst beruflich orientieren und zudem ihre Fähigkeiten im Unternehmen anwenden.
Der geplante Maschinenpark ist Grundlage des angestrebten hohen Eigenleistungsanteils des Projektes und dient darüber hinaus zur Förderung der ersten Berufsqualifizierung beim Bau des Orientalischen Gartens und zur Pflege, Erhalt und Erweiterung des Gartens.
Wir wollen dabei besonders auch Frauen und Frauen mit kleinen Kindern eine erste berufliche Orientierung, Perspektive und Heranführung an die deutsche Gesellschaft und Erwerbswelt bieten.
Wir wollen einen gemeinnützigen Förderverein gründen, der als Kooperationspartner die Basis für das angestrebte bürgerschaftliche Engagement bildet und die Einrichtung betreiben soll.
Wir wollen mit dem Garten und dem Begegnungszentrum einen Ort schaffen, der ein Zeichen gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit setzt.
Menschen mit Behinderung soll durch die entsprechende Errichtung des Orientalischen Gartens Teilhabe ermöglicht werden.
Zielgruppen:
Mit dieser Maßnahme werden gleich mehrere Zielgruppen angesprochen:
Zur Umsetzung der behindertengerechten Maßnahme des Orientalischen Gartens in Eigenleistung sind alle Bevölkerungsgruppen und Generationen eingeladen.
Neben Einheimischen sollen Flüchtlinge, vor allem aus den Gemeinden Ahorn, Boxberg und Rosenberg, dabei insbesondere Frauen mit kleineren Kindern, die derzeit nach unserer Einschätzung über keinerlei Integrationschancen in den Arbeitsmarkt verfügen, von den Maßnahmen profitieren.
Jugendlichen und Erwachsenen der Umgebung soll durch das Dokumentationszentrum, vor allem aber durch die Begegnung und die gemeinsame Arbeit, die Chance zur Reflexion der eigenen Haltung gegenüber Flüchtlingen geboten werden. Es bieten sich weiterhin Chancen bei der angedachten Zusammenarbeit mit den Jugendgerichten im Kreis (ich bin Jugendschöffe beim AG TBB) etwa bei der Ableistung von Sozialstunden im gemeinwohlorientierten Projekt und der Extremismusprophylaxe.
Alle Bevölkerungsschichten der Region und dem weiteren Umland soll ein besonderer Ort der kulturellen Begegnung mit dem Orient geboten werden. Feste und kulturelle Veranstaltungen bereichern das kulturelle Leben der Gemeinden.
Darüber hinaus werden mit dem Orientalischen Garten auch Touristen, Tagesgäste und Urlaubsgäste der Region angesprochen.
Wir wollen auf der anderen Seite aber auch eine Heranführung der Flüchtlinge an den deutschen Wertehorizont einfordern, den Erwerb der deutschen Sprache weiter fördern und die Erwartungen des deutschen Arbeitsmarktes verdeutlichen.
Wir wollen alte verfallene Bausubstanz im Ort sinnvoll nutzen und so unsere Gemeinde attraktiver machen und einen Beitrag zur innerörtlichen Strukturentwicklung leisten.
Es ist vorgesehen die geplante Anlage für die gesamte Bevölkerung kostenfrei zugänglich zu machen. Dazu gibt es geregelte Öffnungszeiten.
Nachhaltigkeit
Durch die Einbindung des Projektes in die bereits vorhandene Gartenlandschaft sollen die Projektziele langfristig gesichert werden. Projekterweiterungsmöglichkeiten nach dem Bau des orientalischen Gartens sind reichlich vorhanden.
Das Projekt soll ökologische Belange und insbesondere die Co2-Bilanz beim Bau und dem Betrieb besonders berücksichtigen.
Die finanzielle Absicherung des Unterhalts und der Pflege des Gartens und des Begegnungszentrums soll durch Einbindung in das privat-gewerbliche Begegnungscafe (nicht Teil dieses LEADER-Antrags) bzw. einer Nutzung als Veranstaltungsort für vielfältige kulturelle Veranstaltungen und einer privaten Bezuschussung langfristig gelingen.
Das besondere Engagement und der hohe Einsatz Ehrenamtlicher in den Helferkreisen werden im Projekt eingebunden. Die notwendigen Fahrdienste für die Flüchtlinge sind gut zu organisieren und viele Helfer freuen sich auf die durch das Projekt ausgelösten neuen Impulse.
Selbst wenn die Ankunftszahlen von Flüchtlingen in Zukunft weiter zurückgehen sollten, bleibt der Garten als Zeichen dieses besonderen Kapitels der jüngsten deutschen Geschichte ein besonderer zeitgeschichtlicher "Denkmal-Ort" und eine kulturelle und touristische Bereicherung des Dorflebens.
Besonderheiten:
Im Vorfeld der Projektplanung konnten bereits positive Reaktionen und Unterstützungsangebote eingeholt werden. So haben im Fall einer positiven Projektförderzusage unten stehende gesellschaftliche Gruppierungen ihr Interesse an einer Projektzusammenarbeit gezeigt.
Zur Erreichung der Projektziele streben wir in diesem Zusammenhang auch neue strategische Partnerschaften an.
Strategische Kooperationspartner (angefragt/bestätigt):
Gemeinde Ahorn und Rosenberg, Helferkreise Asyl Ahorn und Boxberg, Integrationsnetzwerk Hohenlohe-Main-Tauber (INW), Heimat- und Kulturverein Boxberg e. V. sowie andere örtliche Vereine und Kirchen, Tourismusverband "Liebliches Taubertal" e. V., Landesverband der Galabaubetriebe Baden-Württemberg, Weinsberger Rosenkulturen GmbH, Heilbronn, (Gewerbliche Berufs-) Schulklassen im Main-Tauber-Kreis und in Heilbronn, Duale Hochschule Bad Mergentheim, Rotary-Club Bad Mergentheim.
Herausforderungen
- Eventuelle vorhandene Ängste und Befürchtungen in der einheimischen Bevölkerung sollen durch eine offene und frühzeitige Kommunikationspolitik über Ziele und Vorgehensweise des Projektes minimiert werden.
- Eine Absicherung des Projektes mit seiner Grundlage der Förderung der freiheitlich-demokratischen Grundordnung unseres Landes erfolgt über die Träger- und Eigentümerstruktur. Der zu gründende Förderverein mit seinen Mitgliedern und in letzter Instanz die Eigentümer wachen über die Einhaltung der Projektziele und sichern das Projekt vor unerwünschter politischer oder religiöser Einflussnahme ab.
- Der wirtschaftliche Betrieb des Projektes (unter anderem für die Pflege und den Unterhalt des Gartens und der Gebäude) über die Projektlaufzeit von mindestens fünfzehn Jahren und darüber hinausgehend soll über einen privat-gewerblichen Betrieb eines Begegnungscafes und Seminarangebote erfolgen (nicht Teil dieses LEADER-Antrags).