Erhaltung des natürlichen Erbes - Biodiversität und Energieholz
Stand:
30.06.2012
Kontakt:
Naturstiftung David
Trommsdorffstraße 5
99084 Erfurt
Dr. Dierk Conrady (Projektträger)
Telefon: 0361 5550335
E-Mail: post@naturstiftung-david.de
Weitere Partner:
Region Spreewald Plus
ELER-Förderung:
ja
Finanzierung:
Höhe der Gesamtförderung: 106.903 €
davon ELER: 80.177 €
davon Land: 26.726 €
Laufzeit:
27.08.2009 bis 31.03.2013
Themen:
- Erneuerbare Energien
- Klimawandel
- Auswirkungen (auf Biodiversität, Landnutzung, Wasserhaushalt, etc)
- Treibhausgas
- Naturschutz
- Biodiversitätskonvention (CBD)
- Artenschutz
Förderperiode:
Beschreibung
Zusammenfassung:
Klimawandel und Artenschutz verlangen die Minderung des Ausstoßes an Treibhausgasen und die Bewahrung der Lebensräume für Pflanzen und Tiere. Die Energiewirtschaft muss stärker auf erneuerbare Ressourcen zugreifen können. Holz ist als Energieträger begehrt wie nie. Der Heißhunger auf Holz kann aber nachhaltig aus dem Wald allein nicht mehr gesättigt werden. In den letzten Jahren sind auch in Brandenburg zahlreiche Naturschutzflächen der offenen Kulturlandschaft, also Heiden, Trockenhänge, Magerrasen oder Hecken von starkem Gehölzaufwuchs betroffen. Artenreiche Lebensräume verbuschen zunehmend.
Die Naturstiftung David will mit dem bis ins Jahr 2013 hinreichenden Bund-Länder-Projekt "Biodiversität und Energieholz" einen Beitrag leisten, Klima- und Artenschutz miteinander zu verbinden. Man will in Brandenburg und Thüringen Wege aufzeigen und im Praxistest nachweisen, dass die Landschaftspflege mit der Energiegewinnung aus Biomasse sinnvoll verknüpft werden kann.
Ausgangssituation:
Ländliche Gebiete Brandenburgs verfügen über eine reiche Natur- und Landschaftsausstattung mit hohem Erholungswert. Kennzeichnend ist ein engmaschiges Netz an Großschutzgebieten, die fast ein Drittel der Fläche Brandenburgs umfassen. FFH- und Vogelschutz-Gebiete nehmen etwa 26 Prozent der Fläche Brandenburgs ein.
Die Jahrtausende währende Siedlungsgeschichte schuf die offenen Kulturlandschaften in den Regionen. Neben Äckern und Wiesen prägen in Brandenburg vor allem solche historischen Nutzungsbiotope wie Magerrasen, Hecken, Trockenhänge, Heiden und Streuobstwiesen die Landschaft. Da sich deren traditionelle Nutzung oft nicht mehr lohnt, verdrängen wild wachsende Büsche und Bäume die bis dahin offenen Biotope.
Mit erheblichem Aufwand erfolgt auf einigen Flächen eine subventionierte Landschaftspflege. Die Entbuschung wurde bisher meist mit einer Kompostierung oder dem Verbrennen des anfallenden Holzes abgeschlossen, was sehr unbefriedigend war. Umdenken war notwendig.
Dr. Dierk Conrady verweist deshalb als Projektleiter der Naturstiftung David darauf, dass mit dem Projekt "Biodiversität und Energieholz" einerseits offene Kulturlandschaften als wichtige, artenreiche Lebensräume durch Pflege erhalten und andererseits darauf wachsendes Holz nun als Energieträger genutzt werden sollen. Der ansteigende Bedarf an Holz zum Heizen und zur Verstromung biete eine Chance, das bei der Landschaftspflege anfallende Holz nutzbar zu machen.
Die strategischen Leitlinien der EU für die Entwicklung des ländlichen Raums zielen auf die Erhaltung und Gestaltung eines auch für künftige Generationen attraktiven ländlichen Raums. Sie orientieren auf die Unterstützung der Erzeugung und Nutzung erneuerbarer Energien, des Schutzes der biologischen Vielfalt sowie der Eindämmung der Klimaänderungen und Anpassung an den Klimawandel.
Darum wurden im Entwicklungsplan für den ländlichen Raum Brandenburgs und Berlins 2007 - 2013 erhebliche Mittel für die Erhaltung und Verbesserung des natürlichen Erbes bereitgestellt.
Deshalb unterstützt das Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Verbraucherschutz auf der Grundlage der Richtlinie zur Förderung der integrierten ländlichen Entwicklung (ILE) ein breites Förderspektrum. Zum Erhalt und zur Verbesserung des natürlichen Erbes beinhaltet es unter anderem die Anlage, Wiederherstellung, Erhaltung und Verbesserung von Landschaftselementen und Biotopen sowie die Wiederherstellung und Verbesserung des Landschaftsbildes und Maßnahmen des Artenschutzes.
Gerade für die umfangreichen, in den ehemaligen Truppenübungsplätzen Brandenburgs gelegenen Natura 2000-Flächen können durch dieses Projekt neue Wege erkundet werden, um deren Erhaltung und Entwicklung als kostbare Biotope sichern.
Inhalt:
Mit Hilfe des Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) soll in den Landkreisen Teltow-Fläming und Uckermark auf ca. 300 ha landwirtschaftlich nicht genutzten Naturschutzflächen durch Landschaftspflege Holz gewonnen werden. Der Gehölzaufwuchs soll auf Sand-Trockenrasen, Heckenkomplexen, Sandheiden und Binnendünen geerntet und für die energetische Verwertung in der Region bereitgestellt werden. Damit soll auf diesen Flächen der Lebensraum für eine artenreiche Fauna und Flora erhalten werden.
Es wurden sehr verschiedenartig geprägte Modellflächen in acht Natura-2000-Gebieten ausgewählt. Im Landkreis Uckermark handelt es sich um sieben oft nur schwer mit Technik zu erreichende Sand-Trockenrasengebiete und Heckenkomplexe im Nationalpark Unteres Odertal und im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin. Im Landkreis Teltow-Fläming werden die Untersuchungen auf der ehemaligen Militärfläche "Heidehof-Golmberg" erfolgen, die obendrein stark mit Munition belastet ist.
Auf diesen Flächen werden
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praxisnah Ernte-, Hack- und Logistikverfahren erprobt,
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gefährdete Offenland-Lebensraumtypen, die in den Natura 2000-Gebieten unter Schutz stehen, erhalten und
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Vorschläge für nachfolgende Pflegemaßnahmen und die Energieholzgewinnung unterbreitet.
Ziele:
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Erhaltung und Verbesserung der Landschafts- und Artenvielfalt in Natura 2000-Gebieten
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Inwertsetzung von Landschaftspflegeholz, dass bei der Entbuschung anfällt
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Minimierung der Kosten der Landschaftspflege durch Verkauf des Energieholzes
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Reduktion von Treibhausgasen
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Erhöhung der touristischen Attraktivität
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Übertragbarkeit der Ergebnisse auf die Erhaltung und Pflege in anderen Natura 2000-Gebieten
Besonderheiten:
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Berechnung des Biomassepotenzials,
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Entwicklung effektiver Verfahrensketten und deren ökonomische Bilanzierung,
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Sondierung von Munition mit Hilfe von Flugzeugen,
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Analyse der Qualität der Hackschnitzel,
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Technikfolgenabschätzung und Untersuchung der naturschutzfachlichen Effizienz,
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Bilanzierung der Treibhausgase und
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Projektbegleitende Informationsarbeit.
So sollen unter anderem folgende Fragen beantwortet werden:
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Wie viel Holz lässt sich auf einer Heide oder einem brach gefallenen Trockenrasen gewinnen?
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Welche technischen Verfahren sind auf den unterschiedlichen Flächen wirtschaftlich und hinsichtlich ihrer Ökobilanz vertretbar?
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Welche Technik ist im Hanggelände oder bei der Beförderung von dornigem Schnittgut geeignet?
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Wie kann der Transport zur Heiz- und Energienlage kostengünstig gestaltet werden?
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Sollte man sofort vor Ort mit mobiler Technik das Holz schreddern oder erst einige Wochen später, wenn die Restfeuchte geringer ist?
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Welchen Einfluss hat der Technikeinsatz in sensiblen Lebensräumen?
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Können mit der Entnahme des Landschaftspflegeholzes die gefährdeten Lebensräume und Arten erhalten werden?