Niedersachsen

Fachtagung "Flüchtlinge im ländlichen Raum – Strukturen zwischen Haupt- und Ehrenamt neu denken" und Schulung zum Integrationslotsen

Eine Gruppe Männer und Frauen sitzt am Tisch und diskutiert

Verschiedene Workshops ermöglichten einen intensiven Austausch über die Möglichkeiten und Grenzen ehrenamtlichen Engagements. Bild: LAG Aller-Fuhse-Aue

Stand:

25.01.2017

Kontakt:

Gemeinde Uetze
Frau Ursula Tesch
Markstraße 9
31311 Uetze
Tel. 05173 / 970 102
tesch@uetze.de

ELER-Förderung:

ja

Finanzierung:

Das Projekt wurde der Lokalen Aktionsgruppe Aller-Fuhse-Aue zur Aufnahme in ihre Prioritätenliste 2016 eingereicht und durch diese auch als LEADER-Vorhaben in ihre Prioritätenliste aufgenommen. Die Projektkosten wurden anteilig der Einwohnerzahlen auf alle Mitgliedskommunen umgelegt.

Laufzeit:

06.04.2016 bis 31.12.2016

Themen:

  • Bildung, Beratung und Information
    • berufliche Qualifizierung/Aus- u. Weiterbildung
  • Gesellschaft und Soziales
    • bürgerschaftliches Engagement
    • Integration

Förderperiode:

  • ELER 2014 - 2022

Beschreibung

Zusammenfassung:

Die Tagung sollte allen Akteuren, die im Bereich der Integration von Geflüchteten tätig sind, die Gelegenheit geben, gemeinsam Strategien für eine Optimierung der Zusammenarbeit zu entwickeln. Ziel war es, eine Verbindlichkeit in der Zusammenarbeit von Haupt- und Ehrenamt zu erreichen, welches einerseits das hohe Engagement aller Beteiligten wertschätzt und andererseits die notwendigen Rahmenbedingungen im Bereich kommunaler Flüchtlingshilfe setzt.

Es galt, ein neues Bewusstsein füreinander zu entwickeln und basierend auf dem Grundsatz "Hilfe zur Selbsthilfe" eine gemeinsame Position zu erarbeiten. Anschließend wurden in einer Veranstaltungsreihe die Ehrenamtlichen im Umgang mit Flüchtlingen geschult und weitergebildet.

Ausgangssituation:

In der LEADER-Region Aller-Fuhse-Aue stellt die Aufnahme und Integration von Geflüchteten alle Kommunen vor große Herausforderungen. Im Jahr 2015 hatten die einzelnen Kommunen einen sehr hohen Zustrom an geflüchteten Personen (insgesamt ca. 1.200 Personen) zu verzeichnen. Die Organisation der Erstaufnahme wie auch die weitere Integration ist für die Kommunen seitdem eine ständige Aufgabe und hat zu starken strukturellen Veränderungen innerhalb der Verwaltungen geführt.

Wenngleich sich die einzelnen Lösungsansätze innerhalb der Mitgliedsgemeinden der LEADER-Region Aller-Fuhse-Aue stark unterscheiden, so besteht Einigkeit darüber, dass für die Integration Geflüchteter dem Engagement ehrenamtlich Tätiger eine zentrale Bedeutung zukommt. Dementsprechend formten sich in den vergangenen Jahren neue und engere Kooperationen der Verwaltungen mit Flüchtlingsinitiativen, Kirchen und anderen caritativen Organisationen. Nicht immer ist diese Zusammenarbeit reibungslos, weil das Verständnis für die wechselseitigen Bedürfnisse, Grenzen und rechtlichen Anforderungen fehlt. Themen wie Datenschutz, fehlende Qualifikation oder die mangelnde Professionalität im Bereich der Sozialarbeit bergen ein hohes Konfliktpotenzial und bedürfen einer sorgsamen Steuerung.

Zu beachten ist auch, dass ein Gleichgewicht hergestellt werden muss zwischen Flüchtlingshilfe und der Hilfe für sozial Benachteiligte, damit hier dem Eindruck einer Konkurrenzsituation von vornherein vorgebeugt wird. Diese vielen verschiedenen Anforderungen führen dazu, dass hauptamtliche Mitarbeiter auf Grenzen und Rahmenbedingungen des ehrenamtlichen Engagements hinweisen müssen, was in der Praxis zu Störungen einer vertrauensvollen Zusammenarbeit führt.

Inhalt:

Das Projekt beinhaltete die Organisation und Durchführung der Tagung sowie die Organisation der Schulungseinheiten.

Neben einleiten Vorträgen wurden im Rahmen der Tagung Workshops durchgeführt. Die Arbeit in den Workshops ermöglichte einen intensiven Austausch sowie die Auseinandersetzung über die Möglichkeiten und Grenzen ehrenamtlichen Engagements. Das Hauptziel der Veranstaltung – die Verständigung zwischen Haupt- und Ehrenamt – wurde im Rahmen der Workshops eingehend bearbeitet. Die einzelnen Gruppen arbeiteten miteinander zu folgenden Themen:

  • Workshop 1: Spracherwerb und Bildung (Kita, Grundschule, weiterführende Schulen, Erwachsenenbildung)
  • Workshop 2: Wirtschaft, Ausbildung und Beruf (Ausbildung, Qualifizierung, Beruf, Wirtschaftsförderung)
  • Workshop 3: Soziales (Familien, Frauen, Jugend, Senioren, Gesundheit, Kriminalität)
  • Workshop 4: Gemeindeleben (Wohnen, Kultur, Religion, Sport, Versorgung, Mobilität)
  • Workshop 5: Beteiligung und Demokratie (Fragen zu Asyl- und Aufenthaltsrecht, Begleitung, Betreuung, Patenschaften)

Die Tagung war gleichzeitig eine Auftaktveranstaltung für die Schulungsreihen. Auch hier wurden die Besonderheiten der LEADER-Region Aller-Fuhse-Aue berücksichtigt. Drei Schulungsreihen an drei verschiedenen Veranstaltungsorten sollten möglichst vielen Ehrenamtlichen die Teilnahme ermöglichen.

Qualifizierung: Kompetenztraining für Ehrenamtliche

Die Qualifizierung zum Integrationslotsen besteht aus fünf Kompetenz-Modulen:

  1. Kompetenzen (eigene Kompetenzen, Gruppenkompetenzen, Teambildung)
  2. Kultur (Definitionssuche, kulturelle Dimensionen, Vorurteile und Stereotype)
  3. Kommunikation (interne Kommunikation/Team, externe Kommunikation/Außenstehende, Kommunikation mit Flüchtlingen)
  4. Integration (Definition, Erwartungen, Grenzen, der „richtige“ Weg)
  5. Ehrenamt konkret (Bedarf vor Ort, Akteure, Schnittstellen, Zeitmanagement) 

Ziele:

Neben der überregionalen Zusammenarbeit sollte die Frage "Wie kann sich Ehrenamt einbringen? Chancen, Grenzen, Strukturen" mit den betroffenen Akteuren geklärt werden.

Besonderheiten:

Über die Flüchtlingstagung wurde ein Film gedreht. Dieser ist auf der Internetseite der LEADER-Region Aller-Fuhse-Aue anzusehen.

Perspektiven:

Parallel zu diesem Projekt fand ein Anbahnungstreffen für ein transnationales Kooperationsprojekt mit LEADER-Regionen aus Österreich, Schweden und Finnland statt. Inzwischen haben drei LEADER-Regionen einen entsprechenden Förderantrag für dieses transnationale Kooperationsprojekt gestellt. Die Durchführung dieses Kooperationsprojektes soll in den Jahren 2017 und 2018 erfolgen und läuft unter dem Titel "Time for inter-action - Eine Initiative für neue Perspektiven für die lokale Jugend mit oder ohne Flüchtlingshintergrund im ländlichen Raum."

Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums: Hier investiert Europa in die ländlichen Gebiete.

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