Tele-Hebamme
Stand:
18.02.2021
Kontakt:
Stiftung kreuznacher diakonie
Kooperationsprojekt
Art der Kooperation:
- gebietsübergreifende Kooperation
- Projektpartner:
- Rheinland-Pfalz
- Region:
Hunsrück
ELER-Förderung:
ja
Finanzierung:
- Förderung EU: 95.048,56 €
- Förderung Land: 104.105,20 €
- Eigenanteil: 85.351,62 €
- Gesamtkosten 284.505,38
Laufzeit:
Mai 2020 bis 2023
Themen:
- Demografischer Wandel
- Förderung regionaler Wirtschaft
- Arbeitsplätze schaffen und erhalten
- Fachkräfte
- Gesellschaft und Soziales
- Grundversorgung und Infrastruktur
- Dienstleistungen
- medizinische Versorgung
- Digitales Dorf
Förderperiode:
Beschreibung
Zusammenfassung:
Viele werdende Mütter im Rhein-Hunsrück-Kreis und im Landkreis Bad Kreuznach findet keine Hebamme zur Geburtsnachsorge. Die Corona-Pandemie erschwert die Versorgung zusätzlich. Im Hunsrück fand man eine innovative Lösung: die virtuelle Hebammensprechstunde.
Ausgangssituation:
Im gesamten Bundesgebiet fehlen Hebammen – im Rhein-Hunsrück-Kreis und im Landkreis Bad Kreuznach ist das nicht anders: Eine Befragung bei der Aufnahme von Schwangeren in der Hunsrück-Klinik Simmern und im Diakonie-Krankenhaus Bad Kreuznach ergab, dass rund 30 Prozent der Frauen nicht über eine Nachsorge-Hebamme verfügen, die sich nach der Geburt um sie und ihr Baby kümmert. Deshalb entwickelten die Stiftung kreuznacher diakonie gemeinsam mit den LEADER-Regionen Hunsrück und Soonwald-Nahe die Idee der Tele-Hebamme. Damit bietet sie seit Mai 2020 allen Müttern, die in der Hunsrück-Klinik oder im Diakonie-Krankenhaus gebären und über keine Hebammenversorgung nach der Geburt verfügen, eine virtuelle Hebammensprechstunde an.
Inhalt:
In der Online-Sprechstunde stehen examinierte Hebammen den Müttern mit Rat und Tat zu Seite – Fragen zum Wochenbett und Stillen, der Säuglingspflege und den ersten Tagen und Wochen mit dem Baby können so direkt geklärt werden, per Telefon oder Video-Chat. Das Projekt ist fest an die Krankenhäuser angebunden. So sind Fachpersonen neben den regulären Sprechzeiten im Notfall rund um die Uhr erreichbar. Darüber hinaus kann bei Bedarf auch ein Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe oder Kinderheilkunde zugeschaltet werden. Sind weitere Diagnostik oder eine Behandlung akut nötig, werden die Frauen gebeten, das nächstgelegene Krankenhaus aufzusuchen. So soll das Projekt das bestehende System ergänzen und dazu beitragen, die Versorgungslücke in den ländlichen Regionen zu schließen. Es richtet sich an junge Mütter in den LEADER-Regionen Hunsrück und Soonwald-Nahe. Dazu gehören alle Hunsrückgemeinden im Rhein-Hunsrück-Kreis, viele weitere Dörfer in den angrenzenden Landkreisen sowie fast der gesamte Kreis Bad Kreuznach einschließlich der Stadt Bad Kreuznach.
Achim Kistner, Geschäftsführer der federführenden LEADER-Aktionsgruppe Hunsrück ist sich sicher: „Durch die Corona-Pandemie wurde der Bedarf an telemedizinischen Anwendungen nochmals deutlicher.“ Zusammen mit der ohnehin existenten Versorgungslücke bei der nachgeburtlichen Betreuung habe das auch dafür gesorgt, dass das Antragsverfahren beschleunigt wurde. „Innerhalb von zwei Wochen nach der Beantragung hielt die Kreuznacher Diakonie schon den Bewilligungsbescheid über 178 000 Euro in den Händen“, so Kistner. „Alle Beteiligten haben super zusammengearbeitet, von der Klinik über unsere Nachbar-LAG Soonwald-Nahe bis hin zur Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion in Trier als Bewilligungsstelle.“
Besonderheiten:
Das Angebot soll niederschwellig aufgebaut werden, die eigentliche Betreuung der jungen Familien zu Hause aber nicht ersetzen, sondern das bestehende System ergänzen und eine möglichst flächendeckende Versorgung ermöglichen. Zur Teilnahme an der Sprechstunde wird eine ausreichende WLAN-Versorgung in den Häusern benötigt, eine entsprechende Software, die datenschutzrechtlich konform ist, kann aus dem Bereich der ärztlichen Telemedizin übernommen werden. Die gewonnenen Erfahrungen können für weitere Bereiche oder auch andere Regionen bundesweit übernommen werden.
Perspektiven:
Um das Projekt bekannter zu machen und weitere Unterstützer zu finden, informieren die Projektträger alle beteiligten Akteure, wie beispielsweise die lokalen Hebammenstammtische, regelmäßig über den Projektstand. Eine wissenschaftliche Projektevaluation soll zusätzlich Aufschluss darüber geben, wie die teilnehmenden Frauen die Betreuung bewerten. Die Projektträger gehen davon aus, dass mindestens 200 Mütter durch das Projekt begleitet werden können. Angelegt ist das Vorhaben auf insgesamt drei Jahre.