Untersuchung zur Kalten Nahwärmeversorgung für ein Neubaugebiet "Auf'm Hahnacker"
Stand:
25.01.2010
Kontakt:
Ortsgemeinde Riesweiler über Verbandsgemeindeverwaltung Rheinböllen
Am Markt 1
55494 Rheinböllen
Stephan Webering
Telefon: 06764 / 39 36
ELER-Förderung:
ja
Finanzierung:
Das Projekt wurde aus Eigenmitteln der Ortsgemeidne Riesweiler finanziert mit 55%-iger Förderung aus ELER-Mitteln.
Laufzeit:
23.03.2009 - 02.11.2009
Themen:
- Erneuerbare Energien
- Grundversorgung und Infrastruktur
Förderperiode:
Beschreibung
Zusammenfassung:
Ein im Industriepark Simmern ansässiger Betrieb produziert trotz verschiedener moderner Wärmerückgewinnungsmaßnahmen Abwasser mit einer Temperatur von über 30 °C. Diese industrielle Abwärme könnte für die Versorgung eines nahen geplanten Neubaugebietes in Riesweiler genutzt werden.
Im Rahmen des Projektes wurde detailliert untersucht, ob die Voraussetzungen für eine technische und wirtschaftliche Umsetzung des Vorhabens gegeben sind. Dazu wird die technische Machbarkeit anhand einer Vorplanung geprüft. Die Wirtschaftlichkeit dieser Versorgungslösungen wurde im Vergleich zu herkömmlichen Energieversorgungsmöglichkeiten mit Heizöl, Erdgas, Erdwärme und Holzpellets untersucht. Weitergehend wurde geprüft, ob das vorhandene Abwärmepotenzial für weitere Anwendungszwecke, z.B. die Versorgung von in der Nähe befindlichen Gewerbeobjekten, zur Verfügung steht.
Mit dem Vorhaben sollten die Voraussetzungen geschaffen werden, eine zukunftsweisende, CO2-neutrale Wärmeversorgung für ein Neubaugebiet mit hohem Komfortanspruch im ländlichen Raum umzusetzen. Zudem wird mit diesem Vorhaben eine regionale Wertschöpfungskette erschlossen.
Ausgangssituation:
Die aktuelle und zukünftige Situation bei der Entwicklung der Energiepreise und die aus dem Energieverbrauch resultierenden Umweltbelastungen erfordern die frühzeitige und integrierte Planung der Energieversorgung von Neubaugebieten.
Das Baugebiet "Auf'm Hahnacker" in der OG Riesweiler liegt in unmittelbarer Nähe zum "Industriepark B 50" und einer dort niedergelassenen Großwäscherei. Die in dem Abwasser dieses Betriebs enthaltene Energie ist nach ersten überschlägigen Berechnungen ausreichend, um das gesamte Neubaugebiet mit kostengünstiger Heizwärme zu versorgen. Bei einer derartigen Nutzung industrieller Abwärme zur Raumheizung in Kombination z.B. mit dem System der "kalten Nahwärme" werden kostengünstig ungedämmte Kunststoffrohrleitungen zu einem Versorgungsnetz ausgebaut. Jeder Haushalt ist an dieses Netz angeschlossen und betreibt eine Wärmepumpe zur Heizung und Brauchwarmwasserbereitung.
Nach dem Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz sind Eigentümer eines neu zu bauenden Gebäudes ab dem 01.01.2009 verpflichtet, erneuerbare Energien zur Wärmeerzeugung einzusetzen. Alternativ können auch andere klimaschonende Maßnahmen wie stärkere Wärmedämmung, Nutzung von Abwärme oder Nutzung von Wärme aus Fernwärmenetzen ergriffen werden.
Inhalt:
Das Neubaugebiet "Auf´m Hahnacker" befindet sich größtenteils im Eigentum der Ortsgemeinde Riesweiler. Etwa 600 m entfernt liegt der "Industriepark B50" der Stadt Simmern. Dort ist u.a. die äußerst innovative Großwäscherei Zischka Textilpflege GmbH angesiedelt, die jährlich etwa 10.000 Tonnen Wäsche reinigt. Zur Einsparung von Energiekosten werden bereits innerbetrieblich verschiedene Verfahren zur Wärmerückgewinnung angewandt. Nach diesen internen Maßnahmen wird mindestens 30°C warmes Abwasser über ein Rückhaltebecken in die Kanalisation eingeleitet.
Die Studie sollte prüfen, dieses industrielle Abwasser zur Beheizung des Neubaugebietes in Riesweiler durch das System der "Kalten Nahwärme" zu nutzen. Hierbei wird das warme Abwasser über einen Nahwärmeverteiler zu den einzelnen Verbrauchern transportiert. In jedem Gebäude ist eine eigene kleine Wärmepumpe installiert, die das warme Wasser auf das für Heizzwecke nötige Temperaturniveau anhebt.
Ziel dieser Studie war es, die technische und wirtschaftliche Machbarkeit dieses Vorhabens zu untersuchen.
Ziele:
Ziel des Projektes war es, detailliert zu untersuchen, ob die Voraussetzungen für eine technische und wirtschaftliche Umsetzung des Vorhabens gegeben sind. Die Wirtschaftlichkeit dieser Versorgungslösung wurde im Vergleich zu anderen Energieversorgungsmöglichkeiten mit Heizöl, Erdgas, Erdwärme oder Holzpellets untersucht. Neben dem Aspekt der Wirtschaftlichkeit wurden die Umweltbelastungen, stellvertretend dafür die CO2-Emissionen, der Varianten verglichen. Daneben wurde geprüft, ob das vorhandene Abwärmepotenzial für weitere Anwendungszwecke, z.B. die Versorgung in der Nähe befindlicher Gewerbeobjekte, genutzt werden kann.
Mit dem Vorhaben sollten die Voraussetzungen geschaffen werden, eine zukunftsweisende, CO2-neutrale Wärmeversorgung für ein Neubaugebiet mit hohem Komfortanspruch im ländlichen Raum umzusetzen. Zudem würde eine regionale Wertschöpfungskette erschlossen und die Abhängigkeit von zusätzlichen fossilen Energieträgern verringert.
Erwartungsgemäß sind die Umweltauswirkungen sehr positiv. Mit der Nutzung vorhandener Abwärme kann eine "Null-Emissions-Energieversorgung" für ein Neubaugebiet realisiert werden. Bei dem Vergleich mit einem durchschnittlichen Heizölverbrauch von 1.500 bis 2.000 Liter pro Jahr für ein modernes Einfamilienhaus (EFH) werden ca. 5,5 Tonnen CO2-Emissionen pro Jahr/EFH durch die Nutzung von Abwärme vollständig eingespart.
Besonderheiten:
Bei der Realisierung dieses Projektes ist eine enge Zusammenarbeit des Industriebetriebes, der Gemeinde und des Maßnahmenträgers, z. B. eines Versorgungsbetriebes, erforderlich.
Besonders an dem Projekt ist die Substitution fossiler oder nachwachsender Energieträger durch Abwärme, die bislang ungenutzt der Kanalisation zugeführt wird.
Perspektiven:
Mit der Studie wurden die Rahmenbedingungen für die Umsetzung geklärt. Die positiven Resultate zur Umsetzbarkeit und zur Wirtschaftlichkeit legen die Realisierung des Vorhabens nah, welche auch vorgesehen ist und sich in Planung befindet.